Ein Beitrag von Lidl Family
Wenn das zweite Kind im Anmarsch ist, überlegt man sich als Eltern, wie man das Erstgeborene auf die neue Situation und das Geschwisterchen vorbereiten kann. Schliesslich war das Kind bisher Einzelkind und hatte die 100-prozentige Aufmerksamkeit der Eltern, Grosseltern und weiterer Erwachsener. Wie das Kind reagieren wird, weiss man nie und es gibt nicht nur eine Art zu reagieren, sondern viele.
Vorbereitung auf das Geschwisterkind
Damit ein älteres Geschwister (oder mehrere) auf das Baby gut vorbereitet ist, sollte man versuchen, das Kind von Anfang an miteinzubeziehen – also schon während der Schwangerschaft: Mit dem Kind darüber sprechen, dass nun ein Baby im Bauch ist, das dann bald zur Familie kommen wird. Ihm erklären, dass es ein Geschwister bekommt, dass es irgendwann mit ihm spielen kann. Dabei sollte man aber auch erklären, dass es am Anfang noch nicht mit Autos spielen und krabbeln kann. Das ältere Kind kann auch mit dem Baby im Bauch sprechen und zu den Arztterminen mitkommen.
Ausserdem gibt es inzwischen viele Bücher, die das Thema gut ansprechen. Die meisten Bücher enthalten auch Themen wie Eifersucht, oder dass die Eltern weniger Zeit haben.
Das ältere Kind kann zudem helfen, das Babybett bzw. Babyzimmer einzurichten oder Kleider zu ordnen. Vielleicht gibt es auch eine neue Situation mit seinem eigenen Bett – da sollte man das Kind unbedingt miteinbeziehen: Wenn sein Bett an einen anderen Ort kommt oder es sein Babybett gegen ein grosses tauschen soll, empfiehlt es sich, dies einige Wochen vor der Geburt zu machen, damit es nicht negativ mit dem Baby in Verbindung gebracht wird.
Ganz wichtig: Den Tag der Geburt kann man immer wieder mit dem Kind besprechen: Dass dann z.B. die Oma da ist und Mama und Papa im Spital sind oder dass der Opa es abholen kommt und es vielleicht eine Nacht bei den Grosseltern verbringt.
Das Baby kommt nach Hause – alle müssen sich an die neue Situation gewöhnen
Das Baby wird in nächster Zeit viele Geschenke bekommen. Viele Eltern schenken deshalb dem älteren Geschwister auf die Geburt ein Geschenk – ein Plüschtier oder Spielzeug, an dem es Freude hat. Einige handhaben es so, dass das Baby das Geschenk im Spital für das grössere Geschwister mitgebracht hat. Wichtig ist hier, dass das ältere Kind nicht ohne Geschenk, einsam und alleine gelassen da steht und sich alles nur noch um das Baby dreht. Es kann sich schnell ungeliebt fühlen.
Wenn dann das Baby aus dem Spital nach Hause kommt, sollten sich die Eltern bewusst sein, dass sie das ältere Kind unbedingt bei allen Tätigkeiten miteinbeziehen. Sei es beim Stillen, dass es daneben sitzen darf und zuschaut oder mit der Mama währenddessen in einem Buch schmökert. Sei es beim Wickeln, da darf es auch mal der Mama oder dem Papa eine Windel geben. Oder es darf dem Baby den Nuggi geben, wenn es schreit. Wichtig ist, dem älteren Kind zu vermitteln, dass es gebraucht wird und ein stolzes älteres Geschwister sein kann. Viele ältere Kinder lieben ihre kleinen Geschwister von Anfang an sehr und gehen behutsam mit ihnen um, fühlen sich verantwortlich und wollen helfen. Oft fehlt ihnen die nötige Feinfühligkeit, dem Baby nicht weh zu tun, es nicht zu erdrücken oder den Nuggi nicht zu fest in den Mund zu stecken. In diesem Fall muss man als Eltern am Anfang dabei sein und es anleiten.
Kinder lieben Routine und gerade wenn ein Baby auf die Welt kommt, wird der Alltag des älteren Kindes über den Haufen geworfen: Es läuft plötzlich nicht mehr alles so, wie es war. Mama hat viel weniger Zeit, Papa dafür mehr. Plötzlich ist da dieses Baby, das immer alle Aufmerksamkeit hat und das ältere Kind muss sich öfters alleine beschäftigen. Das ist nicht einfach und nicht jedes Kind reagiert gleich. Einige lieben ihr Geschwisterchen von Anfang an, andere haben mehr Mühe. Reaktionen gibt es viele, von traurig sein, über Aggressionen, bis zu schlimmen Trotzphasen oder sogar zu Aussagen, dass es das Baby nicht will. Aufpassen sollte man auch, dass das grössere Geschwister dem kleinen Baby nicht weh tut – denn auch das kann vorkommen.
Am Anfang sollte man das ältere Kind gut beobachten, wie es mit dem Baby umgeht, auch damit man weiss, ob man mal kurz fünf Minuten aus dem Zimmer kann oder eher nicht. Falls man sich nicht sicher ist, empfiehlt es sich, entweder das Baby oder das ältere Kind mitzunehmen – ob man nun schnell in den Keller, die Post holen oder aufs WC geht.
Wie reagieren, wenn das grössere Geschwister die Situation nicht annimmt?
Als Eltern will man nur das Beste für seine Kinder und gerade in der Anfangsphase, wenn sich die ganze Familie neu finden muss, ist es für niemanden einfach. Wenn dann das ältere Geschwister noch stark (negativ) reagiert, kann man als Eltern schnell an seine Grenzen kommen.
Der wichtigste Tipp ist hier, dass man viel miteinander spricht, auch mit dem Kind. Trotz Aggressionen und Ängsten sollte man das Kind viel in den Arm nehmen, ihm sagen, dass man es liebt. Die Eltern, insbesondere die Mama, sollte sich immer mal wieder eine Extra-Zeit mit dem älteren Kind nehmen, mit ihm spielen, ein Buch anschauen, es beim Kochen helfen lassen, so dass es nicht zu kurz kommt und sich gebraucht fühlt.
Es braucht Zeit, manchmal Monate, bis sich alle an die neue Situation gewöhnt haben. Hilfe annehmen ist wichtig: Grosseltern können mal das ältere Kind hüten, ihm mehr Zeit widmen, mit ihm etwas unternehmen oder sie können im Haushalt unterstützen. Man darf als Eltern in dieser Zeit auch nicht das Gefühl haben alles müsse perfekt sein. Der mangelnde Schlaf und die neue Situation zehren an den Nerven. Bei Fragen ist auch immer die Mütterberatung und in den ersten Wochen im Wochenbett die Hebamme da.
Letztendlich zählt einfach, dass alle ihre neue Rolle in der neuen Konstellation finden und sich damit wohlfühlen. In einigen Monaten oder ein, zwei Jahren wird es ganz anders aussehen und die Geschwister können zusammen spielen und werden sich nicht vorstellen können ohne den anderen zu sein.