Meilensteine in der Kleinkindentwicklung

Meilensteine in der Kleinkindentwicklung

Säugling, Baby, Kleinkind, Kind – die ersten Lebensjahre sind sowohl für die Kleinen selbst als auch für Eltern eine spannende und intensive Zeit! Selbstverständlich schreitet auch die Entwicklung in Riesenschritten voran – die Meilensteine im Überblick.


«Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht». Dieses Sprichwort soll aus Afrika stammen und ist ein wunderbares Bild für afrikanische Gelassenheit. Gelassenheit, die Eltern auch hierzulande im Umgang mit ihren Kindern gut gebrauchen können. Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo, deshalb ist es nicht sinnvoll oder sogar kontraproduktiv, Entwicklungsprozesse beschleunigen zu wollen. Lass Deinem Kind Zeit – Zeit, die es braucht, um sich zufrieden und selbstbewusst entwickeln zu können. Genauso unterschiedlich wie sich Kinder entwickeln, wachsen sie auch unterschiedlich rasch und sind daher bereits bei der Geburt verschieden gross und schwer. So beträgt das Geburtsgewicht im Durchschnitt für Mädchen 3300 Gramm und für Jungen 3500 Gramm. Einige Neugeborene sind jedoch lediglich 2500 Gramm schwer, während andere bis zu 4500 und mehr Gramm auf die Waage bringen. Die durchschnittliche Körperlänge von Neugeborenen ist ungefähr 50 bis 52 Zentimeter. Trotzdem sind auch hier die einen 46 und die anderen bereits 55 Zentimeter gross. Diese Unterschiede in Gewicht und Grösse bleiben in den folgenden Lebensjahren erhalten oder nehmen noch zu. Weil also Kinder in jedem Alter unterschiedlich gross und schwer sind, kann das Wachstum nur richtig eingeschätzt werden, wenn die normale Streubreite von Gewicht und Länge berücksichtigt und der individuelle Wachstumsverlauf betrachtet wird. Dies können beispielsweise Kinderärzte mit sogenannten Perzentilenkurven erfassen, die die Verteilung der Körpermasse in einer bestimmten Altersperiode aufzeigt. Nach dem ersten Lebensjahr sorgen sich Eltern kaum mehr um das Wachstum ihres Kindes. Sie haben aufgehört, ihr Kind zu wiegen und zu vermessen, denn sie beginnen darauf zu vertrauen, dass sich das Wachstum so wie bisher fortsetzt. Auch die körperliche Entwicklung im zweiten und dritten Lebensjahr ist nicht mehr so spektakulär wie im ersten Lebenjahr – das Wachstum geht langsamer vor sich.


Auch die grob- und feinmotorische Entwicklung ist im Wesentlichen ein Reifungsprozess, der von Kind zu Kind unterschiedlich rasch abläuft und bis in die Pubertät dauert. In den ersten Lebensmonaten lernt das Baby, seine Körperhaltung gegen die Schwerkraft aufrechtzuerhalten. In der zweiten Helfe des ersten Lebensjahres beginnt es, sich fortzubewegen. Dabei ist wichtig zu wissen, dass eine motorische Funktion wie beispielsweise das freie Gehen durch Üben nicht beschleunigt wird. Zudem besteht kein Zusammenhang zwischen dem Tempo der motorischen Entwicklung und demjenigen anderer Entwicklungsbereiche. Ein Kind, das sich motorisch langsam entwickelt, kann sprachlich weit fortgeschritten sein und umgekehrt.


Die meisten Kinder durchlaufen den Spracherwerb ohne nennenswerte Schwierigkeiten. Bis zu 15 Prozent jedoch beginnen nicht wie erwartet mit zwei Jahren zu sprechen. Etwa die Hälfte von ihnen lässt sich einfach viel Zeit, bis sie die ersten Wörter sagen. Auf dem Weg zur Sprache sind Eltern die wichtigsten Begleitpersonen ihrer Kinder, denn sie können die Neugier des Kindes befriedigen und damit durch ihre Präsenz und Aufmerksamkeit den Spracherwerb unterstützen. Es lernt und erlebt, dass die Wörter stellvertretend für die Dinge der Welt stehen und dass es über die Sprache mit anderen Menschen in Verbindung treten und etwas bewirken kann.


Eine wichtige Aufgabe der Eltern ist es, ihr Kind in seinem Streben nach Selbständigkeit zu unterstützen. Das entwicklungsgerechte Selbständigwerden ist ein wichtiger Baustein für das Selbstvertrauen des Kindes. So führt unter anderem die sozioemotionale Entwicklung im Verlauf des zweiten Lebensjahres zu tiefgreifenden Verhaltensänderungen, beispielsweise zur «Ich-Entwicklung». Das Kind nimmt sich selbst und andere Menschen als eigenständige Personen wahr und beginnt die Gefühle anderer Menschen nachzuempfinden und sich einfühlend zu verhalten. Es beginnt, seinen eigenen Willen durchzusetzen. Gelingt ihm dies nicht, äussert es seinen Unwillen je nach Temperament in unterschiedlich starken Trotzredaktionen, die zur normalen Entwicklung im zweiten bis fünften Lebensjahr gehören. Ebenfalls im zweiten Lebensjahr beginnen Kinder in Bezug auf bestimmte Körperfunktionen selbständig zu werden: selber essen und trinken, Kleidungsstücke an- und ausziehen, aufs Töpfchen oder aufs WC gehen usw.


Buchtipp:


«Babyjahre», Remo H. Largo, Serie PIPER