Krank in der Schwangerschaft – darf ich Medikamente einnehmen?

Ein Beitrag von Lidl Family

Petra ist glücklich im 5. Schwangerschaftsmonat. Bisher verlief alles problemlos und sie freut sich auf die bevorstehende Zeit mit dem ungeborenen Kind.


Heute, nach dem Aufwachen, verspürte sie ein Brennen beim Urin lösen und ist etwas besorgt, daher geht sie für eine Urinkontrolle zu ihrer Hausärztin. In der Urinuntersuchung zeigen sich einige Bakterien, aber noch kein schwerer Urininfekt. Sicherheitshalber verschreibt die Ärztin ein leichtes Antibiotikum, zum Schutz vor einer schwereren Infektion. Ausserdem soll Petra viel trinken und Preiselbeersaft einnehmen, um die Harnblase gut zu spülen und natürlich zu reinigen.


Petra entschliesst sich, aus Sorge vor möglichen Nebenwirkungen des Medikaments für das ungeborene Kind, erstmal nur Preiselbeersaft sowie viel Tee und Wasser zu trinken. Es wird schon nicht so schlimm sein, denkt sie sich.


Nach einigen Tagen werden die Schmerzen beim Wasserlassen leider immer stärker und machen sich jetzt auch in der Hüftgegend bemerkbar. In der Nacht entwickelt Petra plötzlich hohes Fieber und Schüttelfrost und fährt mit ihrem Mann in den Notfall des Spitals. Dort wird eine bakterielle Nierenbeckenentzündung festgestellt, eine sogenannte Pyelonephritis, die sofort mit intravenösem Antibiotika und Schmerzmitteln behandelt wird, um einer Blutvergiftung vorzubeugen.


Diese Schilderung klingt dramatisch, ist aber leider ein typisches Beispiel dafür, was passieren kann, wenn eine Schwangere Angst oder Sorge vor einem Medikament in der Schwangerschaft hat.


Natürlich ist die Sorge vor Medikamenten in der Schwangerschaft gut zu verstehen. In vielen Fällen und nach guter Abwägung des Arztes verhindern rechtzeitig verordnete Medikamente aber eine Verschlechterung der Krankheitssymptome und verkürzen den Krankheitsverlauf.


Werden bestimmte Medikamente in der Schwangerschaft nicht oder nicht korrekt eingenommen, hat das oft zur Folge, dass die Medikamente bei einer Verschlechterung in viel höherer Dosis und über einen längeren Zeitraum eingenommen werden müssen. Dies wird von der Schwangeren häufig unterschätzt.


Natürlich ist es vernünftig, Medikamente vor allem in der Frühschwangerschaft, also den ersten 12-14 Wochen, möglichst zu vermeiden. So können beispielsweise bei Übelkeit, Magen-Darm-Beschwerden oder Schlafstörungen pflanzliche Mittel wie Ingwer, Fencheltee, Zitronenmelisse, Baldrian eingesetzt werden. Auch Naturheilkundeverfahren und eine gesunde und richtige Ernährung helfen bei verschiedenen Problemen des Körpers.


Ab dem zweiten Trimester, also ab ca 14-16 SSW, ist der Fetus weit weniger empfindlich für Medikamente und falls notwendig werden Präparate eingesetzt, die in der Schwangerschaft ausreichend untersucht wurden bzw. für die ausreichend Daten zur Sicherheit in der Schwangerschaft vorliegen.


Praktisch für jede Medikamentengruppe, z.B. Atemwege, Herz-Kreislauf, Harnwege, Magen-Darm-Trakt, etc, kann der Arzt Präparate wählen, die sich in der Schwangerschaft eignen. Die Medikamente werden hierzu zur Sicherheit in Kategorien (A-C) eingeteilt.


Im Prinzip sollten Medikamente sehr wohl zurückhaltend eingesetzt werden. Es gibt aber Situationen, in denen die Einnahme von Medikamenten notwendig ist, um eine schwerere Krankheit bei Mutter oder Kind zu vermeiden. Nach dem Motto «so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig».


Petra konnte nach zwei Tagen aus dem Spital entlassen werden. Sie ist fieber- und schmerzfrei und froh, dass es ihr wieder gut geht.